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Lidice

Die Geschichte

Lidice

Diese Gemeinde, deren Name im Zweiten Weltkrieg zum Symbol der faschistischen Willkür wurde, liegt 20 km westlich von Prag und 8 km von Kladno entfernt.
 
Die erste historische Erwähnung der Gemeinde kann in der Chronik des Abtes von Zbraslav (Königsaal) Peter von Zittau gefunden werden. Die Chronik führt an, um das Jahr 1300 habe der reiche Prager Bürger Pavlík dieses Dorf „innegehabt“. Ältestes öffentliches Gebäude war die Pfarrkirche zum hl. Martin (1352). Sie wurde in den Hussitenkriegen vernichtet, aber noch im 16. Jahrhundert wirkten hier utraquistische Priester. Zum zweiten Mal wurde die Kirche im Dreißigjährigen Krieg vernichtet. Eine neue barocke Kirche ließ in Lidice die Großherzogin von Toskana Maria Anna erbauen. Die Kirche wurde dann mehrmals umgestaltet.
 
Die erste Erwähnung bezüglich einer Schule in Lidice stammt aus dem Jahre 1713. Sie wurde damals von 127 Kindern besucht. Die Schule hatte eine einfache Zentralheizung und war so offenbar die erste derartige in Böhmen. Im Jahre 1824 entstand hier eine neue eingeschossige Schule.
 
Dank der Aufwärtsentwicklung der Industriebetriebe in Kladno (Steinkohleförderung, im Jahre 1855 Inbetriebnahme des ersten Hochofens) herrschte in der zweiten Hälfe des 19. Jahrhunderts im Dorf ein reges, jedoch gleichzeitig hartes Leben dort wohnenden Kumpel und Hüttenarbeiter. Im Gegensatz zum Jahre 1848, da im Dorf 270 Bewohner in 33 Häulebten, wohnten in Lidice im Jahre 1890 bereits 506 Bewohner in 50 Häusern.
 
Die Okkupation der Tschechoslowakei hatte für Lidice einen tragischen Wandel zur Folge. Zwecks unerbittlicher Unterdrückung des zunehmenden antifaschistischen Widerstandes wurde im September 1941 der Chef Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes, der SS-Obergruppenführer und General der Polizei Reinhard Heydrich zum stellvertretenden Reichsprotektor ernannt. Sein kurzes Wirken zeitigte die Verhaftung von 5000 antifaschistischen Widerstandskämpfern oder deren Mitarbeitern. Die Standgerichte arbeiten auf Hochtouren und die Okkupanten scheuten auch vor Ermordungen ohne jedwedes Gerichtsverfahren nicht zurück, die eine Atmosphäre im ganzen Land verbreiten sollten. Auf den Hinrichtungsstätten und in den Konzertrationslagern starben auch viele Bewohner der Region von Kladno.
 
Die Geschicke der Menschen tschechischer Nationalität brachte die Entscheidung der tschechoslowakischen Regierung in London – der Plan eines Attentates gegen Reinhard Heydrich – durcheinander. Der Angriff tschechoslowakischer Fallschirmspringer, wobei Heydrich am 27. Mai 1942 tötlich verwundet wurde, brachte Ereignisse ins Rollen, die die ganze Welt im Erregung versetzten.
 
Der vom Mitinhaber der Fabrik in Slaný F. Pála zurückgehaltene unklare Brief an eine dortige Angestellte rief bei der Gestapo in Kladno den Verdacht auf eine Verbindung des Attentates mit der Familie Horák in Lidice hervor, deren Sohn Angehöriger der tschechoslowakischen Auslandstruppe in Großbritannien war. Obwohl bei den Untersuchungen und Hausdurchsuchungen keine kompromittierende Materialen, Waffen oder eine Sendestation gefunden wurden, meinten die deutschen Hauptverantwortlichen, einen Racheakt für den Tod des „hervorragenden Sohnes des deutschen Volkes“ ausführen zu müssen. Sie beschlossen, diese brutale Tat gerade an den Einwohnern der Gemeinde Lidice zu vollziehen.
 
Das Geschick des kleinen Dorfes, in dem 503 Menschen lebten, begann sich am 10. Juni 1942 einige Stunden nach Mitternacht zu erfüllen. Eine Aussage über die Ereignisse, die sich hier an diesem Sommertag abspielten, liefert der direkt von den Vollstreckern des an schuldlosen Menschen begangenen Verbrechens aufgenommene dokumentarische Film. Dieser Film ist stumm, aber noch heute verstehen ihn alle ohne Unterschied der Hautfarbe und Sprache. Er diente auch als Dokument Nr. 379 beim Gerichtsprozeß mit den wichtigsten deutschen Bonzen in Nürnberg im Jahre 1945. 
 
Auf Befehl K. H. Frank wurden am diesen schicksalschweren Tag 173 Männer aus Lidice im Garten des Horák-Gehöftes erschossen. Die Frauen und Kinder wurden in die Turnhalle des heutigen Gymnasium in Kladno verbracht, wo sie nach drei Tagen gewaltsam voneinander getrennt wurden. Abgesehen von den zur Eindeutschung ausgewählten Kindern und den Kindern bis zu einem Lebensjahr wurden alle anderen gnadenlos durch Auspuffgase in speziel dafür adaptierten Autos im polnischen Vernichtungslager in Chelm vergiftet. Den Frauen war in Kampf um Leben oder Tod im Konzentrationslager in Ravensbrück beschieden.
 
Abgesehen von der sofortigen oder allmählichen physischen Liquidierung in den Konzentrationslagern nahmen die Nazis auch die Liquidierung der Gemeinde als solcher in Angriff, Die Häuser wurden zunächst niedergebrannt und schließlich durch plastischen Sprengstoff vernichtet. Die Liquidierungsrotte machte weder vor der Destruktion der St.-Martinskirche, noch von der Zerstörung des letzten Ruheortes – des dortigen Fiedhofes – halt. Sämtliche Terrainarbeiten wurden im Jahre 1943 abgeschlossen und von der einst regen Gemeinde blieb nur ein kahles schweigendes Plateau übrig. Bis zum Kriegende bezeichneten nur Aufschriften mit dem Verbot des Betretens dieses Areals das einstige Gebiet von Lidice.
 
Die Nachricht über die Vernichtung von Lidice flog damals um die ganze Welt. Die Absicht der Nazis, das kleine tschechische Dorf von der Erdoberfläche auszutilgen, ging nicht in Erfüllung. Zu Ehren von Lidice wurden zahlreiche Gemeinden in der ganzen Welt nach diesem Dorf umbenannt. Den Namen Lidice tragen noch heute damals geborene Mädchen. Der Ort Lidice hörte nicht auf im Denken der Menschen der ganzen Welt zu leben. Den Beschluss über ein neues Leben von Lidice fasste nach Kriegsende die tschechoslowakische Regierung bei einer öffentlichen Kundmachung auf einer Friedenmanifestation in Lidice am 10. Juni 1945, an der sich auch die vom Schicksal schwer geprüften Frauen beteiligten. Der Mordgier der Nazis fielen insgesamt 340 Bürger aus Lidice zum Opfer. Nach Kriegsende kehrten 143 Frauen aus Lidice zurück in die Heimat, desgleichen nach zweijährigen Nachforschungen auch 17 Kinder.
 
Im Sommer 1947 wurde 300 Meter vom ursprünglichen Dorf der Grundstein für eine neue Gemeinde Lidice gelegt. Der Bau der ersten Häuser begann dort im Mai 1948. Nach und nach entstand unter kräftiger Mitarbeit Freiwilliger aus der ganzen Republik und dem Ausland ein modernes Dorf mit Häusern. Gleichzeitig schuf man auch die Gebäude des heutigen Gemeindeamts, des Postamtes, des Kulturheims (jetzt Galerie Lidice) und eines Einkaufszentrums. Hand in Hand damit kam es zu einer pietätvollen Gestaltung des Areals einschließlich des gemeinsamen Grabes der Männer von Lidice, einer Gedenkstätte und eines Museums. Zwischen dem pietätvoll gestalteten Areal und dem neuen Dorf wurde am 19. Juni 1955 feierlich der „Friedens und Freundschaftspark“ eröffnet, wo Tausende von Rosensträuchern aus verschiedenen Teilen der Welt angepflanzt wurden, die man noch heute sorgfältig betreut.
 
Das Leben des Dorfes kam für kurze Zeit zum Stillstand, um dank Mithilfe alle bereitwilligen Menschen aus der ganzen Welt gleich einem Fünkchen zu einer großen Flamme aufzulodern. Welchen Weg das Dort einschlagen wird, liegt einzig und allein in den Händen seiner derzeitigen Einwohner.
 
Machen auch Sie hier halt, um in stiller Erinnerung die schuldlosen Opfer von Lidice zu ehren. Besuchen Sie das Museum, wo Tatsachen und Dokumente der Tragödie von Lidice angesammelt sind; besichtigen Sie auch den Rosengarten, das pietätvoll gestaltete Areal und die wiedererstandene Gemeinde!
 

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